Pre-Loved Kleidung fürs Baby | Manu von Loribox im Interview

Von Published On: 28. September 2022Kategorien: Gastbeitrag, Geburt, Gründer Mamis, Portraits, Shopping0 Kommentare

Manu ist die Gründerin von Loribox, ein Online-Shop für gebrauchte Kinderkleidung. Oder noch schöner: pre-loved. Die Kinderkleidung wird in kuratierten Sets verkauft, so dass es für alle Eltern, die Kleidung für ihre Babys und Kleinkinder besorgen, eine große Erleichterung darstellt. Der zeitliche Aspekt ist praktisch. Aber der Hintergedanke und die große Antriebsfeder von Manu ist das Thema Nachhaltigkeit. Manu ist nicht nur Gründerin, sondern auch Foto-Designerin und nennt sich selbst eine Frugalistin. Ich finde Manus Geschichte so spannend, weil sie ihre Lebensphilosophie, ihr Business und ihr Familienleben miteinander verbindet. Das Interview war mir eine besondere Herzensangelegenheit, weil ich ihre Idee besonders unterstützenswert finde.

Mami Connection Interview Manuela Dörr Loribox

Liebe Manu, bitte stell dich kurz vor: dein Mama-Dasein, etwas von deinem Kind, und was war eigentlich vor Loribox?

Ich habe Fotografie in Dortmund und dann noch Design in Münster studiert . Ich hatte die Ausbildung schon so angelegt, dass ich irgendwann freiberuflich oder selbstständig arbeiten möchte. Für uns stand fest, wenn wir unser Kind im Studium bekommen, ist es ein bisschen einfacher, weil man eher mal in einer Vorlesung mit Übelkeit sitzen kann als in dem Meeting, wo man dann voll aufnahmefähig sein muss. Und das hat dann auch so geklappt. Nur waren wir die Jüngsten im Freundeskreis, die Kinder bekommen haben.

Ich bin jetzt 33 und der Kleine ist jetzt vier. Das merkt man dann schon, wenn man die Erste ist und dann die Kinderkleidung ranschaffen muss. Ich war während der Vorbereitung der Masterarbeit schwanger mit unserem Sohn. Da haben wir bereits gemerkt, dass wir als Familie nachhaltiger leben möchten. Wir haben deshalb viel, fast ausschließlich, gebrauchte Kinderkleidung gekauft. Der Papa ist auch selbstständig, der hat eine Agentur. Für uns beide kostete alles viel Zeit, durch diverse Online-Marktplätze zu scrollen und die entsprechende Kinderkleidung zu finden. Für das Thema nachhaltige Kinderkleidung habe ich mich also sehr interessiert.

Und wie kam es dann vom nachhaltigen Familienleben zur Gründungsidee?

Aus der Masterarbeit heraus habe ich gegründet. Das erste Startup war eine Plattform für multimediales Erzählen. Wir waren zu dritt im Gründerteam und haben das anderthalb, zwei Jahre gemacht. Dann haben wir aber ab einem bestimmten Punkt gemerkt, es ging um Kapital und benötigtes Entwicklerpersonal, dass wir eine unterschiedliche Einstellung zum Thema Risiko hatten. Das wurde dann schwierig im Team, das zu realisieren. Das Engagement ebbte danach ab. Dann habe ich in der Corona-Zeit in der Kita als Corona Aushilfe gearbeitet, um die Kita zu unterstützen. Das war schön, mit den Kindern zu arbeiten. Ich habe dadurch eine neue Perspektive einnehmen können und mich Richtung Kinderkleidung umorientiert. Das vorherige Startup wurde weniger, das Thema Kinderkleidung immer intensiver.

Mami Connection Interview mit Manuela Dörr von Loribox

Seit wann gibt es Loribox?

Nach dem ersten Verkauf habe ich das Gewerbe angemeldet, um so rechtlich auf der richtigen Seite zu sein. Das ist ja relativ unkompliziert, ein Gewerbe anzumelden. Das habe ich vor anderthalb Jahren gemacht, das war im Frühling 2021. Alles relativ frisch. Aber es wächst (lacht).

Das hört sich danach an, dass du einerseits mit Loribox die Welt zu einem besseren Ort machen willst, andererseits auch damit Geld verdienen willst.

Das Naturschutz- und Nachhaltigkeits-Thema hat mich immer begleitet. Das hat mich im ganzen Konsumverhalten und auch später im Reiseverhalten sehr geprägt. Und da war es für mich naheliegend auch unternehmerisch was zu machen, was dem entspricht. Und mein erstes Startup war nie so richtig nachhaltig. Und jetzt bei Loribox kann ich das vereinen und das ist total schön. Je größer Loribox wird, desto mehr kann ich damit auch erreichen und desto mehr kann sich meine Mission erfüllen, dass die Weitergabe von Kleidung so einfach wie möglich ist. Wie können wir es schaffen, dass jeder nachhaltige Kleidung kaufen kann, ohne Neuware kaufen zu müssen, sondern Kleidung, die schon da ist, und diese einfach nur weiterzugeben und weiter zu verbrauchen.Mami Connection Loribox Outfits

Und freust du dich, wenn Feedback kommt von deinen Kund:innen? Wenn ein Dialog entsteht und sie sagen, aber jetzt bräuchte ich 10 Hosen auf einmal, weil mein Kleiner wieder gewachsen ist?

Ja, total, das ist das Allerwichtigste, dass die Leute mir Feedback geben. Dass sie sagen: Hey, ich finde es ganz cool, aber das und das passt für mich nicht. Oder ich will nicht ein gemischtes Set kaufen, ich brauche nur Oberteile oder ich brauche nur Blue Jeans und bitte keine Slim Fit oder ähnliches. Sowas baue ich dann auch mit in meine Boxen ein. Also, ich packe die ja persönlich. Ich habe verschiedene Kollektionen, wo ich die Kleidung vorselektiere, in verschiedene Bereiche, nach Marken, Stilrichtungen und Farben.

Und da können die Kundinnen dann was auswählen. Und dann können sie auch sagen: Okay, ich möchte zwar diese moderne Kollektion haben, aber bitte ohne Pink oder bitte ohne Beige oder bitte gar keine Kleider, bitte nur Shorts und T-Shirt, obwohl es ein Mädchen ist. Also, die Kund:innen können auch noch mal feinjustieren. Das finde ich super wichtig. Das habe ich auch aus bisherigem Feedback rausgezogen.

Du sagst Eltern: Die Loribox vereinfacht euer Leben! Wie machst du das, das Leben von Eltern zu vereinfachen?

Loribox ist eigentlich ein Dienstleister, der dir Arbeit abnimmt. Hier gibt es ein komplettes Paket in der nächsten Größe. Diese ganze Kommunikation mit dem Ankauf und Verkauf von gebrauchter Kleidung, das machen wir alles im Hintergrund. Wir sortieren das, das ist alles Flecken- und Loch-frei und wir sortieren das zusammen, damit alles up-to-date und schön ist. Und wenn einem dann doch mal irgendwas gar nicht gefällt, kann man es zurückschicken, sogar Einzelteile kann man retournieren.

Ist denn die Loribox auch für Eltern interessant, die nicht vordergründig Nachhaltigkeit, sondern vielleicht günstige Markenklamotten abgreifen wollen? Geht das theoretisch bei dir auch?

Ja, das geht natürlich auch. Es ist auf jeden Fall günstiger, als wenn man es neu kauft. Natürlich kann man sich nicht das einzelne Stück aussuchen. Aber man kann die Classic Collection wählen, da sind dann zum Beispiel Marken wie Esprit oder S’Oliver enthalten. Man kann auch mischen: man kann ein Set mit mehr Markenkleidung nehmen, das ist dann für die Großelternbesuche oder für eine Feier. Und das günstigere Set ist dann für die Kita und für den Spielplatz.

Mami Connection Loribox Manuela dörr im Interview

@loribox_shop – Manus Kanal bei Instagram

Den Begriff, Frugalismus, den höre ich so tatsächlich zum Ersten Mal. Kannst du das erklären und was das für dich bedeutet, Frugalistin zu sein?

Frugalismus heißt ja eigentlich kalt oder sparsam leben. Und das können wir natürlich jetzt auf alle Bereiche auslegen. Wenn man das googelt, wird es meistens aufs Geld ausgelegt und aufs sparsame Leben. Ich habe eine hohe Sparquote von meinem Gehalt, lege ganz viel Geld beiseite und kann dann ganz früh in Rente gehen.

Und bei mir ist es eher so: ich habe derzeit wenig Einnahmen, was reinkommt. Und dadurch, dass ich sparsam lebe, habe ich überhaupt die Möglichkeit, zwei Startups hintereinander zu machen. Dadurch, dass ich so sparsam bin, bin ich nicht drauf angewiesen, in einen Job zu wechseln, wo ich viel Geld verdiene. Also, das ist das Haupt-Ding, was für mich wichtig ist. Aber man schränkt sich auch stark ein und man kann nicht mit Luxus mithalten, den andere haben. Und das ist dann auch so, man muss es wollen. Ja, es ist wohl so eine Wesens-Charaktersache.

Für mich sind aber noch andere Aspekte wichtig: Möchte ich überhaupt so viel arbeiten? Was mache ich mit meiner Lebenszeit? Das hat auch viel mit den Themen Freiheit und Selbstbestimmung zu tun. Durch den Frugalismus habe ich die Möglichkeit ein bisschen freier zu sein, weil ich wenig ausgebe und dadurch nicht so viel Geld brauche, ich kann länger vom Ersparten leben. Das entspannt mich.

Kannst du zum Abschluss noch erzählen, wie du das alles mit deiner Familie vereinbarst? Du hast gesagt, dein Partner ist auch Gründer. Wie schafft ihr das?

Ja, das ist auf jeden Fall eine große Herausforderung mit dem kleinen Mann (lacht). Er geht schon in die Kita seit er anderthalb ist. Wir haben immer drauf geachtet, dass er da glücklich ist und gerne hingeht. Das hilft uns sehr, dass er gerne hingeht. Und solange er betreut ist, arbeiten wir. Das funktioniert meistens.

Wenn jetzt Corona kommt oder einer von uns krank ist, ist das ganze System völlig durcheinander und wir sind vollkommen aufgeschmissen. Also, es ist dann ein großes Chaos. Mein Mann ist Filmer in seiner Agentur, das heißt er ist dann auch mal zwei, drei Tage am Stück unterwegs und dann ist es manchmal richtig schwierig, das hinzubekommen. Also, alles, von der Betreuung und auch vom Workload. Und das ist echt eine große Herausforderung, so vorausschauend zu sein, zu planen. Ich plane mir einen Puffer ein, dass ich dann nicht so viel arbeite oder auch generell nicht den ganzen Tag zu verplanen, sondern zu wissen, ich halte mir ein bisschen frei, falls irgendwas ist, falls mein Sohn krank wird in der Woche.

Aber das ist ja auch das Schöne als Gründerin, ich muss mich vor niemandem rechtfertigen. Wenn der Kleine einen Schnupfen hat, dann bleibt er zu Hause. Ich muss mich nicht vor einem Chef rechtfertigen. Oder wenn ich merke, ich habe ihn viel betreut oder auch mein Mann, dann sagen wir, okay, wir arbeiten jetzt mal nur einen halben Tag heute, weil wir einfach diese Energie wieder brauchen für abends oder wenn die Nacht schlecht war. Der Klassiker, das ist ja auch eigentlich durchgehend (lacht). Genau, dass man sich das eigentlich so ein bisschen frei einteilen kann. Es ist Fluch und Segen zugleich.

So wie ich das bei dir heraushöre, überwiegen bei dir die Vorteile der Selbstständigkeit als Mami. Und du steckst einfach wahnsinnig viel Herzblut und Motivation mit rein.

Ich liebe dieses selbstbestimmte Arbeiten. Dass man sagen kann: Diese Woche habe ich keine Lust auf Buchhaltung, ich mache es nächste Woche. Oder ich bin gerade im Flow mit einer bestimmten Aufgabe und dann investiere ich da jetzt mehr Zeit, weil ich da gerade effizienter bin. Und dann mache ich das andere halt später. Man kann sich das so schieben, wie man auch gerade mental bereit ist für Dinge. Oder wenn man ein bisschen ausgelaugt ist, macht man nur Aufgaben, wo man nur was abtippen muss. Und die anstrengenden Sachen macht man an einem Tag, wo man gut drauf ist, und dann holt man auch bessere Ergebnisse raus.

Vielen Dank, liebe Manu, für Deine Zeit, von der du wenig hast und dass du deine Erfahrungen als Gründer-Mami mit uns geteilt hast. Wir wünschen Dir viel Erfolg mit Loribox!

Silvia Irsfeld-Rozsa
Silvia arbeitet als Projektmanagerin für Bewegtbildproduktion mit dem Schwerpunkt auf Familiencontent. Sie ist Mama einer sechsjährigen Tochter und Sohn eines fast zweijährigen Sohnes. Mit Begeisterung schreibt sie über Themen rund um’s Mama-sein und kann dabei ihrer Neugier auf Familienthemen nachgehen. Zusammen mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und dem Hund lebt sie im Herzen von Köln.

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