Date my Mom Part IV – Das dritte Treffen steht an.

Von Published On: 15. September 2020Kategorien: Alleinerziehend, Kolumne0 Kommentare

Date-my-Mom-4.jpg

Das dritte Treffen steht an. Die Stunde der Wahrheit? Und meine Gefühle zu dem Zeitpunkt? Ach, mit den Gefühlen und mir ist das so ne Sache. Mir fallen so Gespräche auch echt nicht so leicht. Bis ich mal Gefühle für jemanden entwickelt habe, dauert es sowieso seine Zeit. Trotzdem glaube ich schon immer daran, dass man auch nach ein paar Treffen schon irgendetwas fühlen muss, um sagen zu können, ob da Potential für mehr ist. Bei Paul bin ich mir da noch nicht so sicher.

Er hingegen scheint schon Feuer und Flamme. Schreibt mir Nachrichten, wie “Ich hätte dich jetzt gerne bei mir.” Worauf ich irgendwie nie weiß, was ich da antworten soll. “Okay.”? Herzlichsten Dank für Emojis an dieser Stelle. Allein, weil er allerdings schon gewisse Gefühle zu haben scheint, fühlt es sich falsch an, ihm länger den Minimann in meinem Leben zu verschweigen. Ich werde es ihm also sagen.

Bei der Vorstellung daran, macht sich auch eine leise Stimme in meinem Kopf breit, die sagt: Wer weiß? Vielleicht reagiert er ja total kacke. Dann würde ich halt aufstehen und gehen. Thema erledigt. Ob ich dann wohl bereuen würde, mit ihm geschlafen zu haben? Wie hieß es bei How I Met Your Mother schon so treffend? “Guys regret thegirlstheydidn’tsleepwith. Girls regret theguysthey DID sleep with.” In diesem Fall muss ich allerdings sagen, würde ich mich eher wie Edith Piaf fühlen – Je ne regrette rien. Die letzte, erwähnenswerte Sex-Geschichte war davor schon Monate her und egal, wo das noch hinführt oder eben auch nicht – ich bereue keine Sekunde mit Paul. So unsicher ich mir vielleicht auch in mancherlei Hinsicht noch bin, so sicher bin ich mir immerhin in einer Sache: Der Mann ist ein Guter.


Und so einer hat Aufrichtigkeit verdient. Nicht, weil man sich schon Rechenschaft schuldig wäre, aber weil ich einfach überlegt habe, wie es wäre, wenn er uns – wie es der hinterlistige Zufall doch dann immer so will – über den Weg laufen würde. In der Situation könnte ich dann tatsächlich nicht mehr viel sagen, als “Äh ja, ich habe übrigens ein Kind. Tadaaaa!”. Das wäre dann schon etwas unangenehm und das hat er nicht verdient.

Da sitzen wir also wieder auf seinem Balkon. Ich versuche, mein Handy mit seiner Bluetooth Box zu verbinden. Geht nicht. “Bist du sicher, dass das der richtige Name von der Box ist?”, fragt er mich. “Wat weiß ich, is dat meine Box?”, platzt es aus mir heraus. Was soll ich sagen, ich bin halt im Herzen ein Asi. Er platzt währenddessen fast vor Lachen. “So, drittes Date, jetzt ist hier auch mal jut mit den Nettigkeiten.” Ja doch, dafür dass wir uns erst seit drei Wochen kennen, viben wir schon ganz gut miteinander. Ich kann es ihm also sagen.


Aber erst mal noch was knutschen. Nur nicht wieder zu intensiv. Wenn wir jetzt wieder miteinander schlafen, muss ich es ihm danach sagen und das wäre als “After-Sex-Gespräch” auch irgendwie etwas komisch… andererseits… 1,95m großer Sportlehrer mit dunkelblauen Augen und diesen Händen, die irgendwie schon wieder unter mein T-Shirt gewandert sind… 

Einige Zeit später… 

Ja ok, es ist amtlich – I’ve got no self control whatsoever.


Zurück in unserer Day-Bed-Ecke auf einem der wahrscheinlich schönsten Balkone Kölns, fragt er mich, an der Bluetooth-Box rumhantierend: “Magst du Clueso?” Ich bin gerade in meinem eigenen Film, in dem ich immer wieder überlege, wie ich das Thema “2-jähriger Mitbewohner” ansprechen soll. “Hab nix gegen ihn.” Er spielt “Flugmodus”. Ich bin grad auch in so nem Flugmodus – straight gegen die Klippe. Hatte ich schon erwähnt, dass ich richtig gut in so Gesprächen bin? Und jetzt guckt er mich schon wieder so an. So kann ich mich nicht konzentrieren. Ich setze mich auf und greife nach meinem Weinglas. “In vino veritas”, oder? Also, los geht’s. 

“Du hast doch schon ein paar Mal gesagt, du wartest noch auf den Haken, ne? Also, ich würde das jetzt zwar niemals als Haken bezeichnen, aber es gibt da schon was, was ich dir glaub ich mal sagen muss…”. Jetzt ist er dran mit sich aufrichten. Here  it  comes. “Es gibt einen Grund, weswegen ich nur so selten Zeit habe.” Und dann sprudelt es nur so aus mir heraus. “Ich habe einen Sohn. Er ist zweieinhalb Jahre alt und heißt Louis und ist ungefähr der coolste Kerl auf Erden…”. Ich rede und rede und dann bin ich fertig – also fürs Erste – und schaue ihn erwartungsvoll an. Und er? Er lehnt sich wieder zurück, schaut mich an, lächelt, zieht mich zurück in seinen Arm und sagt: “Also, ich weiß jetzt immer noch nicht, wo da der Haken sein soll.”

To  be  continued

By Maike Fröhlingsdorf Fotos: Lena Heckl

Hier geht es zu Part IPart II & Part III der „Date My Mom“ Serie.

Maike Fröhlingsdorf
Maike lebt in Köln, ist freie Texterin und ist alleinerziehende Mama von Louis. Bevor sie Mama wurde, reiste sie viel durch die Welt und verfasste Texte zum Thema interkulturelle Kommunikation. Hier schreibt sie über das Mama sein, ihr Leben als Alleinerziehende und damit einhergehende Klischees und Vorurteile.

Kommentare

Ähnliche Beiträge