Moderne Kinderbücher und besonderes Spielzeug | Ströppche-Gründerin Theresa im Interview

Immer wieder lernen wir Mütter kennen, die aus der Elternzeit heraus zu Gründerinnen werden. Dabei haben die Gründungen oft mit dem Thema Familie zu tun, weil man vergeblich nach etwas gesucht hat und es dann einfach selbst in die Hand nimmt. Eine Paradebeispiel hierfür ist Theresa, die als 2-fache Mutter im schönen Köln wohnt und vor wenigen Wochen mit dem Ströppche  einen besonderen Online Concept Store für Kinder ab Geburt bis 6 Jahren gelauncht hat. Theresas Herzensanliegen ist es dabei, dass Kinder neugierig, selbstbewusst und frei von Vorurteilen sowie veralteten Rollenbildern aufwachsen können.

Wir haben selbst schon begeistert im Ströppche-Sortiment gestöbert und sind von dem dahinterstehenden Konzept sehr angetan. Wir freuen uns daher, im Interview mit Theresa mehr zu ihren Beweggründen für die Gründung sowie ihren besonderen Concept Store zu hören.

Liebe Theresa, schön dass wir mit Dir zu Deiner Gründung sprechen können! Möchtest Du zunächst einmal ein paar Sätze zu Dir sagen – wo kommst Du her und was hast Du vor Deiner Gründung gemacht?

Sehr gerne! Ich bin gebürtige Rheinländerin aus Langenfeld und habe ursprünglich Soziologie in Heidelberg studiert. Beruflich war ich die letzten Jahre bei einem großen Energietechnikunternehmen als Projektmanagerin im Personalbereich tätig. Ich habe zwei Kinder im Alter von 2 und 5 Jahren und bin mit meinem Mann vor etwas über einem Jahr nach Köln gezogen.

„Wenn Kinder sich in Büchern oder beim Spielen nicht repräsentiert sehen, erhalten sie schnell das Gefühl, nicht dazu zu gehören.“

Du hast beschlossen aus der Elternzeit nicht in Deinen vorherigen Job zurückzukehren und hast Dich stattdessen auf das Abenteuer Gründung eingelassen. Was hat Dich zu dieser Entscheidung veranlasst?

Als Diplomsoziologin habe ich mich unter anderem mit der Sozialisation von Kindern und der Bedeutung von Role Models befasst. Vorbilder prägen entscheidend das eigene Selbst- und Weltbild und zeigen Kindern, wie oder was sie später einmal werden können. Und sie sind wichtig dafür, dass Kinder sich zugehörig fühlen. Wenn Kinder sich in Büchern oder beim Spielen nicht repräsentiert sehen, erhalten sie schnell das Gefühl, nicht dazu zu gehören.

Seit meiner eigenen Kindheit liebe und sammle ich schön illustrierte Kinderbücher. Doch erst mit der Geburt unserer Kinder wurde mir zunehmend vor Augen geführt, dass die meisten Geschichten, Charaktere und Illustrationen in Kinderbüchern die Vielfalt unserer modernen Lebenswirklichkeit nicht widerspiegeln. Alternative Familienmodelle – etwa alleinerziehende Eltern oder Patchwork-Modelle – sucht man meist vergebens. Das gilt ebenfalls für Protagonist*innen verschiedener Herkunft, Hautfarbe und Religion oder Menschen mit Behinderung.

Auch fand ich es erstaulich, wie schon bei der Babyausstattung und später beim Spielzeug stark zwischen Jungen und Mädchen differenziert wird. Einerseits farblich, aber auch was die Funktionalität von Spielzeug angeht – bei Mädchenspielzeug geht es oft darum, sich um andere zu kümmern oder hübsch zu sein, wohingegen Spielzeug für Jungen oft zum Experimentieren anregt. Dadurch werden von Anfang an – oft unbewusst – Rollenerwartungen an Kinder vermittelt, die letztendlich die Entwicklungsmöglichkeiten einschränken.

Ich wünsche mir aber eine tolerante Gesellschaft, die nicht nach Herkunft, Geschlecht oder Aussehen unterscheidet und in der verschiedene Lebensentwürfe gleichberechtigt nebeneinander gelebt werden dürfen. Dazu gehört, dass Kinder sich frei von veralteten Rollen-Konventionen entwickeln, ihre Talente entdecken und ihre Träume verwirklichen dürfen!

Ich habe also immer viel Zeit darauf verwendet, nach modernen Kinderbüchern und gutem Spielzeug zu suchen und war erstaunt, hier keine gut kuratierten Sortimente zu finden… So reifte in mir die Entscheidung, meinen bisherigen Job an den Nagel zu hängen und den Ströppche Concept Store für moderne Kinderbücher, besonderes Spielzeug und Accessoires zu gründen. Die Weichen für Toleranz und ein positives Selbstbild werden in den ersten Jahren gestellt und hierbei möchte ich Eltern unterstützen!

Wie bist Du auf den Namen „Ströppche“ gekommen und wofür steht er?

„Ströppche“ ist Kölsch und bezeichnet im Sprachgebrauch ein freches fröhliches Kleinkind, das seinen eigenen Weg geht. Und genau dazu möchte ich mit dem Ströppche beitragen: Jedes Kind soll in seiner einzigartigen Entwicklung bestärkt werden und neugierig, selbstbewusst und frei von Vorurteilen aufwachsen dürfen.

„Jedes Kind soll in seiner individuellen und einzigartigen Entwicklung bestärkt werden – auch Mädchen können echte Abenteuer erleben und Jungs Gefühle zeigen!“

Was macht das Ströppche so besonders und nach welchen Kriterien stellst Du das Sortiment zusammen?

Unsere liebevoll kuratierte Auswahl hebt uns sicherlich von den meisten oft unübersichtlichen Shops ab! Wer bei uns einkauft, kann sich darauf verlassen, dass jedes einzelne Buch, Spielzeug oder Accessoire von uns geprüft und für gut befunden wurde. Die Protagonist*innen in den sorgfältig ausgewählten Büchern sind so divers und vielfältig wie unsere Gesellschaft. Die Spielzeuge folgen keinen starren Farbcodes und unterscheiden nicht nach Geschlechtern. Jedes Kind soll in seiner individuellen und einzigartigen Entwicklung bestärkt werden – auch Mädchen können echte Abenteuer erleben und Jungs Gefühle zeigen!

Bei der Auswahl der Spielzeuge und Accessoires achten wir neben der Verwendung hochwertiger Materialien vor allem auf Aspekte der Nachhaltigkeit, vielseitige Einsatzmöglichkeiten und innovative, pädagogisch wertvolle Produkte.

Auch kleine Verlage sowie in Handarbeit und in Kleinstauflagen produzierte Artikel sind Teil des mit viel Herzblut zusammengestellten Ströppche-Sortiments. Somit stehen wir auch hier für Diversität und heben uns mit vielen besonderen Produkten vom oft gefundenen „Einheitsbrei“ ab.

Besonders gelobt wurde auch mehrfach unsere Geschenke-Rubrik, in der wir sortiert nach Anlässen wie Geburt, Taufe, Einschulung oder Geburtstage besonders geeignete Geschenkideen präsentieren. Das erspart viel Zeit bei der Suche nach einem tollen Geschenk und viele Produkte sind wirklich etwas Besonderes.

Was waren die größten Herausforderungen in der Gründungsphase?

Ich hatte zwar Expertise im Bereich von Kinderbüchern, besaß aber keinerlei Vorerfahrung was eine Gründung angeht. Auch der Aufbau eines Online-Shops, die ganzen Prozesse im Hintergrund sowie administrative Anforderungen waren komplettes Neuland für mich. Mich hier erst einmal zurechtzufinden war zeitaufwendig und die Behörden scheinen leider – zumindest in Köln – massiv unterbesetzt zu sein, was auch mal ziemlich frustrierend war!

Ich hatte aber das große Glück, dass auch mein Mann Samuel recht schnell Feuer gefangen hat. Zunächst hatten wir vereinbart, dass er mir den Rücken freihält und ich mich ganz auf die Gründung konzentrieren kann. Inzwischen unterstützt er mich als Co-Founder und unser Ströppche ist ein richtiges Family-Business. Auch unsere Kinder sind eingebunden und dürfen Produkte vorab testen.

 

Der Ströppche Concept Store ist Ende Februar live gegangen – wie fällt Dein bisheriges Fazit aus?

Bisher sehe ich mich total darin bestätigt, dass es genau das Richtige war, diese Gründung zu wagen. Die vielen erhaltenen Rückmeldungen zeigen, dass wir mit dem Ströppche einen realen Bedarf adressieren! Und seit ein paar Wochen können wir die Mehrzahl der Bestellungen auch nicht mehr unserem erweiterten Bekanntenkreis zuordnen – es scheint sich so langsam rumzusprechen, dass es eine neue Alternative zu anonymen überladenen Handelsplattformen gibt.

Gab oder gibt es Überlegungen, auch ein physisches Ladenlokal zu eröffnen?

Meiner Meinung nach ist es in der heutigen Zeit – nicht erst seit Corona – unverzichtbar, mit einem Shop auch online vertreten zu sein. Mir wurde zu Beginn der Gründungsphase schnell klar, dass sich ein wirklich guter Online-Shop nicht „nebenbei“ auf die Beine stellen lässt. Also habe ich entschieden, mich zunächst voll und ganz auf einen möglichst nutzerfreundlichen Online Auftritt zu fokussieren – das Stöbern im Ströppche soll dem Einkaufserlebnis in einem physischen Ladenlokal dabei so nah wie möglich kommen. So etwa gibt es zu jedem Produkt in der Regel mehrere hochwertige Produktfotos und eine persönlich geschriebene Produktbeschreibung. Auch die Informationen zu den einzelnen Herstellen sind mit Liebe zum Detail von uns erstellt worden und für jeden Artikel haben wir geschrieben, warum wir entschieden haben, ihn ins Ströppche-Sortiment aufzunehmen.

Und obwohl wir ein Online-Shop sind, geht es bei uns als familiengeführtem Concept Store sehr persönlich zu – wenn jemand auf der Suche nach einem speziellen Buch oder Produkt ist, gebe ich gerne Tipps. Zudem geben wir über unseren Instagram-Account (@stroeppche) regelmäßig Einblicke hinter die Kulissen.

Wenn wir uns online voll etabliert haben, ist die Gründung eines physischen Ladenlokals aber durchaus eine Option – ich liebe den persönlichen Austausch mit Kund:innen. Allerdings wissen wir mit zwei kleinen Kindern natürlich auch die Flexibilität zu schätzen, die es mit sich bringt, dass wir aktuell nicht an feste Öffnungszeiten gebunden sind…

Danke für das tolle Gespräch und weiterhin viel Erfolg, Theresa!

Charlotte Hildebrand
2013 wurde ich Mama eines Mädchens und war damals im Alter von 29 die erste Mama in meinem engeren Freundeskreis. Glücklicherweise habe ich im Vorbereitungskurs zwei tolle, werdende Mamas kennengelernt. Wir konnten uns von Sekunde eins an bis heute über das Muttersein austauschen. Und das war für mich zehn Mal wichtiger als jeder Elternratgeber. 2016 kam ein zweites Mädchen dazu und beide fordern mich ebenso, wie sie mich unheimlich glücklich machen. Ich habe Media Management studiert und danach bei einem großen Musiklabel in Köln gearbeitet. Seit der Geburt meiner ersten Tochter bin ich selbstständige PR Frau, Online Marketing Consultant und Dozentin. Ich liebe es, Musik zu entdecken und auch selbst zu machen. Zu Hause geht das am besten am Klavier oder an der Gitarre und mit meiner Stimme. Kein Wunder also, dass auch meine Mädchen ständig ein Lied auf den Lippen haben.

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