Lasst uns doch mal sprechen über…… Babyschlaf | Expertentipps für Abendrituale

Von Published On: 26. September 2019Kategorien: Gastbeitrag, Geburt, Mama0 Kommentare

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Schlafen, tragen, wickeln, stillen, schlafen….. So oder so ähnlich sind die ersten Tage und Wochen mit deinem Neugeborenen. Aber, was tun, wenn die Nacht zum Tag wird? Die größte Befürchtung von vielen ist der anstehende Schlafentzug. Kerstin Gaillard ist passionierte und zertifizierte Trage- und Schlafberaterin und unsere Expertin, wenn es u.a. um das Thema Schlaf geht. In unserem Newsletter hatten wir dich ermutigt, Themen zu senden, die dir auf dem Herzen liegen oder dich vor besondere Herausforderungen stellen. Ganz vorn dabei ist selbstverständlich die Frage nach einem für alle Beteiligten zufrieden stellenden (Ein-) Schlafritual. Für uns fasst Kerstin zusammen, worauf es bei Babys Schlaf ankommt, was sie von radikalen Methoden hält und wo Hilfe zu finden ist, wenn Eltern nicht mehr weiter wissen:

 

In den Schlaf stillen

„Irgendwie hat es sich so ergeben, dass ich meinen Sohn abends in den Schlaf stille. Super praktisch natürlich, weil‘s immer funktioniert und total schön für ihn, weil seine Mutter immer für ihn da ist und Nähe, Geborgenheit und natürlich Milch spendet. Nur ist er mittlerweile sechs Monate alt und wacht nach ca. 20-30 Minuten auf, wenn ich das Bett verlasse. So sehr ich es liebe mit ihm zu kuscheln und ihm alles geben möchte, was er braucht, so würde ich gern mal ein bisschen länger aufbleiben als 18 oder 19 Uhr. Ja, auch gerade schreibe ich, während sich mein Baby selig im Schlaf an mich kuschelt.“. – Bernadette


In den Schlaf stillen ist ein tolles Ritual, was wirklich viele Mamas in der ersten Zeit machen und genießen. Solange es gut funktioniert und es Mama und Baby damit gut geht, spricht auch überhaupt nichts dagegen. Muttermilch enthält Melantonin und macht müde und entspannt. Allerdings kommt in den meisten Familien nach den ersten drei bis sechs Monaten die Zeit, in der das nicht mehr zuverlässig funktioniert. Die Babys trinken unruhig, wenden sich immer wieder ab, wollen schauen und kommen nicht mehr an der Brust zur Ruhe. Die Mamas sind beunruhig und genervt.

Besonders häufig tritt das übrigens auf, wenn die Babys übermüdet sind. Dann entsteht ein Teufelskreis: Weil die Kinder müde sind, trinken sie nicht ausreichend, dann können sie nicht gut schlafen und wachen vorzeitig unausgeschlafen auf. Die Babys sind dann überdreht, weinen viel und kommen nicht zur Ruhe um ausreichend zu trinken oder zu schlafen. Deshalb finde ich es wichtig den Tag möglichst gut zu strukturieren, auf ausreichend Schlaf und gute Milchmahlzeiten zu achten.

Den Babys möglichst früh die Chance geben, selbstständig einzuschlafen ist essenziell.

Aber selbstständig einzuschlafen lernt man nur indem man genau das übt. Oft trauen WIR das unseren Babys nicht zu und probieren es deshalb gar nicht erst aus.
Ein schönes, möglichst immer gleichbleibendes Abendritual hilft den Babys, sich aufs Schlafen vorzubereiten. Abends rate ich den Familien das wirklich ausgiebig zu machen, aber auch tagsüber sollten die Babys darauf vorbereitet werden, dass gleich ein Schläfchen ansteht. Wer kann schon von 100 auf Null abschalten.

Allerdings sollte das Ritual ein klares von den Eltern bestimmtes Ende haben und von den Kindern nicht unendlich in die Länge gezogen werden dürfen.

Der ganz normale Schlafzyklus eines Menschen sieht so aus, dass man in regelmäßigen Abständen in leichteren Schlaf kommt und checkt, ob alles so ist wie es war, als man eingeschlafen ist. Schlafen die Babys während des Stillens mit der Brust im Mund ein, wachen sie für gewöhnlich nach 30-45 Minuten auf und merken, dass die Brust nicht mehr da ist. Häufig verlangen sie dann wieder nach der Brust oder der Flasche und schlummern dann seelenruhig weiter. Solange sich die Mamas dadurch nicht belastet fühlen, spricht eigentlich nichts dagegen, das so zu machen. Wollen sie das nicht mehr, braucht man Muße, Geduld und vielleicht professionelle Unterstützung um das zu ändern.

Dabei sind eine Tagesstruktur mit regelmäßigen Zeiten fürs „Essen, Schlafen und Aktivität“, Schlafhygieneregeln und die Fähigkeit der Kinder sich selbst zu regulieren Grundvoraussetzung für entspanntes Schlafen. Deshalb sind das die Hauptpfeiler meiner Schlafcoachings. Natürlich gehen wir dabei individuell auf jede Familiegeschichte ein und versuchen herauszufinden, wie es zu der aktuellen Schlafenssituation gekommen sein könnte. Jede Familie ist anders, aber: die meisten können innerhalb von wenigen Wochen eine deutliche Verbesserung erzielen.

Der eigenen Intuition vertrauen – warum fällt das vielen Mamas so schwer?

Meine Erfahrung ist, dass die Mamas in ganz, ganz vielen Bereichen eine wunderbare Intuition haben. Im Bezug auf Schlafen sind sie allerdings oft sehr verunsichert. Wer kennt ihn nicht, den gutgemeinten Rat, wenn dein Baby morgens seit Wochen um 5 Uhr morgens aufwacht: „Dann steck dein Baby doch einfach abends später ins Bett, dann schläft es morgens auch länger.“

Oder: „Dein Baby schläft zu viel. Kein Wunder, dass es nachts nicht schlafen kann.“ Aber das Gegenteil ist meist der Fall. „Guter Tagschlaf – guter Nachtschlaf“. Zuverlässige Zubettgehzeiten und regelmäßiger Tagschlaf helfen den Kindern ruhig und ausgeglichen in die Nacht zu gehen. Schlaf ist ein sehr vulnerables Thema. Sollte es dort schwierig werden ist es wichtig sich beraten zu lassen (gern auch bei mir, telefonisch oder in Form eines Hausbesuchs).

Denn auch der Ratschlag: „das wächst sich aus“ stimmt beim Thema „Schlafen“ oft nicht. Zumindest nicht bevor die gesamte Familie völlig am Ende ist. Schlafentzug war nicht umsonst früher eine beliebte Foltermethode.

Sich Hilfe holen

„Ob Säugling oder Vorschulkind, mancherorts ziehen sich Einschlafrituale wie Kaugummi in die Länge und belasten die Eltern über Monate, wenn nicht Jahre. Aber wie gelingt es, aus einem abendlichen Marathon einen Sprint mit Geschichte, Lied, Kuss und Gut’ Nacht zu formen? Oder ist so eine Veränderung gar nicht nötig, wenn ich es von Anfang an „richtig“ mache? Und was ist von radikalen Methoden wie im Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ beschrieben wird zu halten?“ – Katharina

Ich kann nur immer wieder raten: lasst euch beraten! Das hält ja keiner aus, weder die Eltern noch die Kinder. Schlaf sollte etwas Schönes und Entspanntes sein und ist wichtig für die Entwicklung der Kinder. Negative Verknüpfungen diesbezüglichen stressen ungemein und belasten die Familiensituation.

Die Methode die in diesem Buch empfohlen wird ist ganz sicher nicht die richtige. Ein Schlaftraining muss nicht unter Tränen, Angst und/oder Druck erfolgen. Allerdings brauchen Kinder verlässliche Strukturen und Rituale. Wie auch sonst sollen sie wissen, was wir Eltern von ihnen wollen und was sie tun sollen? Die Eltern sind der Leuchtturm für die Kinder. Sie müssen genau wissen, was sie für sich und ihre Kinder wollen und das dann liebevoll aber konsequent durchsetzen. In dem Buch kann man ganz viel Wertvolles über die Physiologie des Schlafes lernen. Wenn es an die Umsetzung des Trainings geht sollte allerdings nach einer individuellen Lösung für jede Familie geschaut werden. Dies geht bei mir im Hausbesuch, aber auch per Telefon, wenn die Familien nicht in meinem direkten Einzugsgebiet wohnen.

In diesem Sinne – habt eine geruhsame Nacht!

Du hast Fragen zu den Themen Schlafen, Beikost oder Tragen?

Als Expertin lassen wir Kerstin in den kommenden Wochen intensiv zu diesen Themen zu Wort kommen und freuen uns über deinen Input. Liegt dir ein Thema auf dem Herzen? Gibt es eine konkrete Frage, die du stellen möchtest? Dann melde dich gern unter  und wir reichen deine Fragen direkt an Kerstin weiter.

Mehr Infos zu Kerstins Kursangeboten und ihrer individuellen Schlafberatung findest du auf ihrer Homepage 

 

Charlotte Hildebrand
2013 wurde ich Mama eines Mädchens und war damals im Alter von 29 die erste Mama in meinem engeren Freundeskreis. Glücklicherweise habe ich im Vorbereitungskurs zwei tolle, werdende Mamas kennengelernt. Wir konnten uns von Sekunde eins an bis heute über das Muttersein austauschen. Und das war für mich zehn Mal wichtiger als jeder Elternratgeber. 2016 kam ein zweites Mädchen dazu und beide fordern mich ebenso, wie sie mich unheimlich glücklich machen. Ich habe Media Management studiert und danach bei einem großen Musiklabel in Köln gearbeitet. Seit der Geburt meiner ersten Tochter bin ich selbstständige PR Frau, Online Marketing Consultant und Dozentin. Ich liebe es, Musik zu entdecken und auch selbst zu machen. Zu Hause geht das am besten am Klavier oder an der Gitarre und mit meiner Stimme. Kein Wunder also, dass auch meine Mädchen ständig ein Lied auf den Lippen haben.

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