Selbstführung & Selbstfürsorge | Teil 1 | Interview mit Coachin Bahar Maleki über die Herausforderungen des Mamaseins

Von Published On: 6. April 2020Kategorien: Portraits, Self Connection0 Kommentare

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Heute starten wir eine neue Serie! In der „Mama-Coach – Die Connection zu dir selbst“ Serie wollen wir dir Impulse von unserer Sparringspartnerin Bahar auf den Weg geben. Wir stehen im regelmäßigen Austausch und planen und entwickeln gerade großartige Workshops für euch Mamis! Lasst euch überraschen!! Es geht uns darum, allen Mamas da draußen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Und natürlich auch darum, Denk-Anstöße und Inspiration zu schenken.

 

In unserem ersten Beitrag möchten wir dir Bahar und ihre Arbeit etwas näher vorstellen. Bahar ist eine echte Allrounderin. Sie ist als Führungskräfte Coach, Trainerin und Prozessbegleiterin erfolgreich selbständig.

Ihr geht es darum, dass Menschen wieder handlungsfähig in herausfordernden Situationen werden, und dass sie sich klar positionieren können sowie ein Bewusstsein über ihre eigene Selbstwirksamkeit haben. Sie coacht verschiedene Managementebenen und Privatpersonen. Im Fokus stehen dabei Zugriff und Steuerung der eigenen Potenziale und Stärken. Mit einem Coaching auf Augenhöhe bleibt sie immer ganz nah an den Bedürfnissen ihrer Coachees und all dem, was hilfreich für sie ist. Das Thema Führung findet sich nicht nur im Unternehmenskontext wieder, sondern vor allem auch bei Privatpersonen, die zu ihr kommen: z.B. wenn es um die Themen ‚Innere Haltung‘ und ‚Selbstführung‘ geht.

 

 

Liebe Bahar, seit wann bist du selbständig und warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ich hatte schon während meines Psychologie-Studiums den Fokus auf Organisationspsychologie gelegt und parallel zum Master eine Coachausbildung angefangen.

Nach dem Studium entschied ich mich in einer kleinen Unternehmensberatung anzufangen. Wir boten dort einmal alles rund um das Thema Organisationsentwicklung an und parallel auch alles rund um das Thema Coaching: Einzelcoachings, Coachingprogramme und eine Coachausbildung, die eine der Geschäftsführerinnen leitete. Ich hatte wahnsinniges Glück, dass diese Geschäftsführerin eine der Pioniere in der Coachingbranche war und immer noch ist. Man könnte sagen, sie war mit eine der Ersten, die damals die ganze Coachingbranche aus den USA mit nach Deutschland gebracht und hier etabliert hat. Dadurch habe ich Coaching auf höchstem Niveau gelernt und erleben dürfen. Wenn ich zurück denke, würde ich sagen: Das war das Beste, was mir genau damals hätte passieren können. Dafür bin ich immer noch sehr dankbar.

Ich habe mich im Anschluss selbstständig gemacht, bin zuerst als Trainerin für Kommunikations- und Konfliktlösungen quer durch Deutschland gereist, habe in den unterschiedlichsten Branchen und Unternehmen diverse Workshops geleitet, Coachings gemacht und quasi aus dem Koffer gelebt.

Inhaltlich war und ist mein Job total klasse und ich gehe immer noch darin auf. Was das Reisen angeht, war mir aber relativ früh klar, dass das eine Zeit lang Spaß machen, aber auch wahnsinnig anstrengend werden wird, wenn mir mein Ruhepol, meine Familie und einfach mal Köln weiterhin fehlen. Ich bin hier groß geworden, hatte meine Wohnung in Köln Ehrenfeld und habe überall außer in Köln selbst gearbeitet. Da war etwas ganz schön ins Ungleichgewicht geraten. Seit dem ist mein Reisegebiet klar eingegrenzt.

Ewig gleiche Arbeit ist nicht ganz meins und ich habe angefangen für regelmäßige Abwechslungen zu sorgen, die aber nicht beliebig waren, sondern immer meinen Stärken und Zielen folgten. Kurz und knapp: Weniger Reisen, weniger Workshops, dafür mehr Coachings. Irgendwann habe ich selber neue TrainerInnen mit ausgebildet und mich parallel weiter auf das Thema Führung spezialisiert. Sowohl Führung im Außen, als auch im Inneren – die Selbstführung.

Die Coachings begleiten mich allerdings seit meiner Coachausbildung und ich liebe sie, weil sie so individuell sind und die Arbeit mit meinen Coachees immer eine sehr dankbare und wertvolle Arbeit ist.

 

„Im Coaching geht es darum, dir deinen eigenen Potentialen und Stärken bewusst zu werden, einen guten Kontakt zu dir selbst zu finden und in bewusster Selbstführung zu handeln. Dabei braucht es meistens ein wenig Mut, wenn es darum geht etwas neu oder anders zu tun als sonst. Wenn du dein Ziel vor Augen hast, dein Talent und auch deine Schwachpunkte kennst, wird vieles schon leichter.“

 

Als Coach behalte ich im Coaching den Blick für das Wesentliche in Problemsituationen. Ich denke in Zukunft und vor allem in Möglichkeiten statt Begrenzungen. Es geht um eine ganz enge, individuelle und hilfreiche Unterstützung, damit du erreichst, was du erreichen möchtest. Du stehst im Fokus und es soll dir am Ende gut tun, nicht mir. Und wenn ich dich dabei noch mit diesem Leichtigkeitsgefühl anstecken kann, umso besser. Kein Coaching ist gleich und das mag ich sehr daran.

Im Coaching machen wir immer das, was hilfreich ist. Wir erforschen das individuelle System der Mutter, die zu mir kommt und schauen, was lösungsorientiert und passend ist. Ein Coaching ist keine reine Beratung und es sind auch keine wilden Ratschläge. Und um alle zu beruhigen, die den Gedanken mit sich tragen ‚ich muss es noch besser machen als jetzt‘: Es geht NICHT um NOCH MEHR TO Dos durch vermeintliche Optimierungstipps.

Die meisten denken vor dem Coaching, dass sich im Außen dauernd alles ändern sollte, damit es ihnen selbst gut geht.

 

„Aber jede nachhaltige Veränderung beginnt nicht im Außen, sondern im Inneren. Mit einer bewussten Portion Selbstführung klappt es dann plötzlich sehr viel leichter.“

 

 

Wie kamst du auf die Idee für unsere Mami Connection Coachings an zu bieten? Und warum glaubst du, ist Selbstführung und Selbstfürsorge für uns Mamis besonders wichtig?

Im Business-Kontext können alle mit Führung etwas anfangen. Sie denken ganz simpel gesprochen an Führungskräfte und ihre Teams und an alles, was für eine gute Führungsposition wichtig ist.

Aber was vielen nicht klar ist, ist, dass es für Führung nicht immer ein Team braucht. Jeder hat schon mal mindestens EINE Person zu führen und das sind WIR SELBST.

 

„Selbstführung betrifft also uns alle und wenn wir uns im Führen verbessern oder verändern möchten, dann können wir prima bei uns selbst anfangen und unser eigener Lehrmeister sein.“

 

Meine Coachings nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Eure Mami-Connection-Community anzubieten ist mehr eine Herzenssache.

Die Coachings könnt ihr euch vorstellen, wie ein Dialog, in dem ihr offen über die subjektiv empfundene Belastung sprechen könnt und bei dem euch ein professioneller und neutraler Sparringspartner zur Verfügung steht. Es ist ein Dialog auf Augenhöhe, in dem es darum geht, Altes mal zu hinterfragen, Klarheit zu finden und da, wo sich etwas ändern soll neue Entscheidungen zu treffen. Wir sagen auch: Die Unordnung im System findet wieder ein wenig Ordnung oder es finden sich die ersten Schritte hin zu einem orientierten Weg.

Für Frauen ändert sich einfach SO viel ab dem Moment der Schwangerschaft. Wenn wir davon ausgehen, dass es mehrere Säulen in unserem Leben gibt, die uns Halt geben – z.B. unsere Beziehung/Partnerschaft, unsere sozialen Kontakte/Freunde und als Drittes unsere Arbeit/Beruf – dann fängt mit dem Mama-Dasein nicht nur eine Säule an zu wackeln, sondern gleich mehrere. 1. Die Beziehung und Partnerschaft wird extrem auf die Probe gestellt. 2. Durch die Elternzeit pausiert der Beruf und alles, was dieser mit sich bringt, fällt weg: die Rolle und Position, die man bis dato hatte, Arbeitsroutinen, Erfolge, Kontakt zu und Austausch mit den Arbeitskollegen usw. Wenn dann noch ein Umzug hinzukommt oder sogar Freundschaften sich verändern, dann wackeln gleich alle drei Säulen. Nachvollziehbar, dass die neue Situation überfordert.

Besonders nach der Elternzeit fällt es vielen schwer, ein passendes Arbeitszeitmodell zu finden, das ihnen entspricht und gut tut. Einige nehmen Positionen an, die überhaupt nicht ihren Kompetenzen und Erfahrungen entsprechen. Aber immerhin haben sie dadurch einen Job, der Zeit für ihre Kinder ermöglicht.

 

„Andere powern sich durch, nach außen strahlt alles nach einer ‚Super-Mum‘, auf die man neidisch sein könnte. Die ganzen Sorgen, das schlechte Gewissen und das innere Dilemma, dass man sein Kind nicht selbst von der Kita oder Schule abholen kann, all das wird einfach unterdrückt und platzt dann in einem Coaching raus.“

 

Gleichzeitig bekommt man auch noch mit, wie gut es bei anderen Müttern klappt … der steigende Perfektionsanspruch ist quasi vorprogrammiert. Es ist wirklich der Wahnsinn, wie viele Versionen und Visionen einer NonPlusUltra-Mutter und eines NonPlusUltra-Jobs in den Köpfen rumschwirren. Und wann genau ist es dann mal gut? Können wir überhaupt NonPlusUltra erreichen?

Das erleben wir ja alle ständig: Wenn wir uns selber unter Druck setzen, fühlt sich alles extrem schwer an. Wie wäre es denn, wenn es einfach mal leicht und easy-going sein darf? Gut und ok und perfekt, so wie es ist!

Ihr habt ja schon einige Gründer-Mamis hier portraitiert und das zeigt, dass wirklich so einige ihre alten Arbeitgeber verlassen, sich selbstständig machen und gründen. Für die meisten ist es genau die richtige Entscheidung und es geht ihnen ausgezeichnet damit. Dabei hinterlassen sie aber auch eine besondere Lücke in vielen Teams und Unternehmen, die nicht zu vernachlässigen ist. Für meinen Geschmack ist diese Lücke an wertvollen Mütter-Eigenschaften bedeutend und sollte mehr Beachtung finden.

Für andere Mütter wiederum steht eine Selbstständigkeit gar nicht im Raum. Und auch für diese Frauen gilt es, mit ihrer Entscheidung ein inneres O.K. zu spüren, dass sie und ihre Entscheidung gut sind, so wie sie sind.

 

„Mir ist es wichtig, Mütter zu unterstützen ihren erfüllenden Weg zu finden, egal wie dieser aussieht. Der Schlüssel darin liegt für mich in einem guten Kontakt mit sich selbst zu sein und sich selber gut führen zu können.“

 

Was sind typische Themen, mit denen die Mamis zu dir kommen und woran arbeitet ihr dann gemeinsam?

Einige Themen hatte ich gerade schon genannt. Die Themen sind natürlich ganz individuell. Zusammengefasst sind es oft diese Themen, mit denen Mütter zu mir kommen:

  • Ich bin so fokussiert auf mein Kind und gehe zu wenig auf meine eigenen Bedürfnisse ein. Das möchte ich ändern.
  • Mir ist die Doppelt- oder Dreifachbelastung zu viel. Wie schaffe ich es, diesen Druck auszuhalten.
  • Ich habe ein schlechtes Gewissen, nicht allem gerecht zu werden.
  • Zu Hause bin ich viel gereizter und seit dem das Kind da ist, streiten wir zu viel.
  • Seit der Schwangerschaft hat sich so viel geändert und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich meinen alten Job so gut machen kann wie vorher.

 

Ganz präsent in meinen Coachings mit Müttern ist immer wieder das Thema „Wiedereinstieg in die Arbeitswelt“.

 

  • Wir arbeiten dann an verschiedenen Glaubenssätzen, die wir so in uns tragen. Z.B. ‚ich muss perfekt sein‘, ‚ich muss stark‘, ‚ich muss es allen recht machen‘, ‚ich muss mich anstrengen‘, oder ‚ich muss schnell sein‘. Das sind alles innere Antreiber, die uns zu dem Menschen machen, der wir sind. Wird einer meiner Glaubenssätze und Antreiber zu stark, dann wird dieser nicht mehr förderlich sondern hinderlich für mich.
  • Wir arbeiten an Rollenbildern und den eigenen Erwartungen.
  • Wir arbeiten an dem Thema Selbstfürsorge, Umgang mit Stress und Belastungen.
  • Wir analysieren individuelle Verhaltensmuster und die passenden Musterunterbrechungen
  • Wir stellen das innere Team auf, und schauen, wer im inneren Team gerade das Sagen hat.

Letztendlich geht es immer wieder um Klarheit und eine Stärkung der inneren Haltung, damit alle Mütter in gutem Kontakt mit sich selbst sind. Erst dann gelingt auch eine gute Selbstführung. Fortsetzung folgt… 🙂

Sabine
Sabine ist Gründerin von MamiConnection, als Marketing-Expertin und Bloggerin ist sie im Netz zu Hause. Sie hat einen Sohn und lebt in Köln.

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