Date my Mom Part III – Ja, wenn er was nur wüsste?

Von Published On: 8. September 2020Kategorien: Alleinerziehend, Gastbeitrag, Kolumne0 Kommentare

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Ja, wenn er was nur wüsste? Dass ich ein 2-jähriges Kind habe? Meine Tage von 6 bis 24 Uhr meistens durchgehend mit der Betreuung besagten Kindes und zusätzlich mit meiner Texterei vollgestopft sind und ich eigentlich auch nie ein komplett freies Wochenende habe? So weit, so gut. Das sind die Dinge, die man noch verkraften kann. Aber was wäre, wenn er wüsste, dass mein Ex der absolute Psychopath ist? Der uns gedroht hat, uns umzubringen und mit dem wir trotzdem regelmäßig Umgangstermine wahrnehmen müssen? (Tja, willkommen in Deutschland.) Bei den meisten Männern ist das Interesse ja schon erloschen, sobald man sagt “Ich habe ein Kind.” – Wer weiß, wie Paul erst auf all die Zusatzinfos reagieren würde. Das wäre so die größte Bombe, die man irgendwann mal droppen müsste. 

Bis dahin habe ich, sagen wir mal “Eigenheiten”, mit denen man auch erst mal zurechtkommen müsste, falls das mehr werden sollte, als bloß eine Affäre.

Ein paar Beispiele gefällig? Ich hasse weiche Matratzen. Oft sagen mir daraufhin Leute: “Ja ich auch.” Und ich denk mir immer so – Ne. Ich rede nicht nur von völlig durchgelegenen, Matschematratzen, sondern echt von so ziemlich jeder Matratze, die es so im Handel gibt. Mir sind selbst die, wo “fest” drauf steht noch zu weich. Ich will halt nicht, dass sich da was bewegt oder nachgibt, wenn ich mich da draufsetze oder lege. Meine Matratze ist also quasi aus Beton. So, dass sich der Arm, wenn man auf der Seite liegt, nicht in die Matratze, sondern in den eigenen Körper bohrt. Wahrscheinlich ist das auch total produktiv, was meine Rückenschmerzen angeht. Und da sind wir auch schon bei Punkt 2 – ich habe IMMER Rückenschmerzen und knackse ständig mit dem Nacken wie so ein schlecht gelaunter, russischer Türsteher. 

Was noch? Meine Schwestern nennen mich liebevoll “Autist”, weil ich schon von Kind auf häufig so Momente hatte, in denen ich völlig versunken, stundenlang auf perfektionistischste Art und Weise in eine augenscheinlich langweilige Beschäftigung vertieft war. Das kann ich auch heute noch gut. Dafür hat mein Kind aber das schönste Mobile, aus gefühlt 43 selbstgebastelten Woll-Pom-Poms, Wolken und Sonnenfängerkristallen.


Ich mags nicht, im Winter shoppen, essen oder andere Menschen besuchen zu gehen, weil die meisten dann immer mit ihrer Heizung übertreiben und ich hasse Heizungsluft. Ich mags auch nicht, wenn irgendetwas klebt. Deshalb hasse ich jede Art von Bodylotion und benutze nur Öl. Würde Paul mir beim Date irgendetwas über den Schoß kippen, wäre das schon ein Problem – also so lange ich ihm noch nicht von meinem Kind erzählt habe. Dann würde er sich nämlich bestimmt wundern, warum ich immer eine ganze Variation von Feuchttüchern in meiner Tasche habe. Mit Kind wird man nämlich leider auch oft eingesaut. Oh und ich hasse telefonieren. Ich gehe eigentlich nie dran, auch nicht, wenn ich zwei Sekunden vorher noch via Text geantwortet habe. 

Ihr seht schon, mit einer Kontaktanzeige wäre es bei mir etwas schwierig. “Hi, ich bin Maike. Ich schlafe gerne auf einer Matratze aus Stein, wenn dir das zu hart ist – schlaf zu Hause. Im Winter sind es bei mir muckelige 10 Grad, weil ich eine riesige Abneigung gegen Heizungsluft habe. Wäre schon besser, wenn du die teilst. Witzig und schlagfertig sein musst du bitte unbedingt auch, sonst bin ich spätestens nach einer Woche gelangweilt. Ok dann, tschüss! Und ruf mich bloß nicht an, ich hasse telefonieren!” – Das wäre bestimmt der mega Erfolg. 

Die wenigen Spleens behalte ich also auch erst mal für mich. Und was Louis angeht? Beim zweiten Treffen habe ich ihm auch noch nicht davon erzählt. Ich war bei ihm und dachte mir, beim ersten Date ist noch alles so aufregend, dass man sich eigentlich erst beim zweiten Treffen soweit kennen lernen kann, als dass man überhaupt weiß, ob man ein drittes Date noch will – und dann würde ich es ihm auch sagen. Bei Date Nummer 3. Wir hatten für unser zweites Treffen nichts geplant und ich dachte, wir würden quatschen, auf dem Balkon zusammen was trinken, Musik hören und möglicherweise was rumknutschen. Haben wir auch. Und mehr. Dreimal. Unter anderem auch auf dem Balkon. Und seine Matratze war gar nicht mal so weich. 

Tobecontinued

Hier geht es zu Part I & hier zu Part II der „Date My Mom“ Serie.

Und hier gelangst du zu Maikes Instagra-Account.

Maike Fröhlingsdorf
Maike lebt in Köln, ist freie Texterin und ist alleinerziehende Mama von Louis. Bevor sie Mama wurde, reiste sie viel durch die Welt und verfasste Texte zum Thema interkulturelle Kommunikation. Hier schreibt sie über das Mama sein, ihr Leben als Alleinerziehende und damit einhergehende Klischees und Vorurteile.

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