Date My Mom Part I – Wir schreiben das Jahr 2020 – Corona-Zeit

Von Published On: 25. August 2020Kategorien: Alleinerziehend, Kolumne0 Kommentare

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Wir schreiben das Jahr 2020 – Corona-Zeit. Es ist also im Grunde genommen eine höhere Kraft gewesen, die mich trotz etlicher Abneigungen und bisher frustrierender Ergebnisse wieder einmal zu Tinder getrieben hat. Vor einem Jahr noch, habe ich an das Thema “Dates” nicht mal einen Gedanken verschwendet. Viel zu kräftezehrend war die Lage damals mit all dem Anwaltsgedöns und den ewigen Gerichtsverhandlungen zu Umgang und Sorgerecht. Und heute? Ist es immer noch schwer und raubt einem an manchen Tagen den letzten Nerv. Aber da sich das wohl so schnell auch nicht ändern wird, muss man irgendwann lernen, sein Leben dafür trotzdem nicht auf Pause zu stellen und unbedingt so wenig Energie, wie möglich auf Dinge (und Menschen) zu verschwenden, die man nicht ändern kann.

Klar, wir laufen auch ganz gut zu zweit durchs Leben. Nichtsdestotrotz machen wir uns hier mal nichts vor – ohne aufregende Liebesgeschichten im Leben, fehlt doch einfach was. Wie Elazar Benyoëtz so treffend formulierte: Das Leben will belebt, die Seele beseelt, der Geist begeistert werden. Da kann man den mega Erfolg, die dicke Kohle, die besten Freunde und von mir aus auch noch ein Pferd und einen Hund haben. Menschen sind – so sehr man darüber auch manchmal ins Zweifeln gerät – zum Lieben gemacht. Lebenswert ist der ganze Mist doch schließlich erst, wenn man sich richtig lebendig fühlt. Und wann tut man das mehr, als wenn man mal wieder auf jemanden trifft, der in einem genau dieses Gefühl weckt? 

Warum sollte man also nicht auch als Alleinerziehende auf Dates gehen? Tja, vielleicht, weil man nicht enttäuscht werden möchte. Vielleicht, weil man – wie ich – ein Schisser ist. Oder vielleicht, weil es als Alleinerziehende doch um einiges schwieriger ist. Nicht nur, dass man Betreuung braucht, man muss sich auch immer wieder mit einem Haufen nerviger Annahmen und Unterstellungen auseinandersetzen. Viel zu schnell gilt man mit Kind als “schwer vermittelbar”. Man bekommt teils sogar suggeriert, man könne nicht mehr so anspruchsvoll bei der Partnerwahl sein. Muss man also froh sein, wenn einen überhaupt noch jemand nimmt? Ganz bestimmt nicht. Ich für meinen Teil sehe das einfach nicht ein. Mein Kind ist ein Gewinn und kein “Haken” und wer das nicht so sieht, der kommt für mich ohnehin nicht in Frage.

Eine Frage, die sich mir allerdings vorab trotzdem immer wieder aufzwängte, war, wie ich es denn nun aber handhaben sollte mit den potentiellen Date-Kandidaten. Erzähle ich direkt, dass ich ein Kind habe? Geht das die Person vom ersten Treffen an überhaupt schon was an? Und wenn ich es nicht gleich zu Beginn erzähle – ab dem wievielten Date sollte man es spätestens ansprechen? Wie genau sage ich das dann? Sollte ich auch direkt klarstellen, dass ich nicht verzweifelt nach einem “Vaterersatz” suche? Dass er auch erstmal gar nichts damit zu tun haben muss und ich mein Kind sowieso nicht gleich jedem vorstelle? 
Ja, ja genau Maike und vielleicht solltest du dann auch beim ersten Date unbedingt gucken, dass du vor Mitternacht zu Hause bist, weil du dich sonst in einen Kürbis verwandeln könntest. Meine Güte – hätte, könnte, würde – bevor ich wieder alles zerdenken und mir den Wiedereinstieg in die Datingwelt ausreden konnte, habe ich mich dann zum Glück doch noch selber gemaßregelt und mich trotz meiner latenten Feigheit und zahllosen Vorbehalte auf ein Date eingelassen. Ich mein, wer wäre ich denn auch, wenn ich mich einerseits über die Unterstellungen mancher Männer beschwere und dann aber genauso vorurteilsbelastet durch die Weltgeschichte liefe?

Also doch nochmal bei Tinder angemeldet. Zum schätzungsweise 12ten Mal, ohne je tatsächlich auf einem Date gewesen zu sein. Aber wer will mich dafür verurteilen? Zum einen musste ich da immer erst 100-mal swipen, bis überhaupt mal jemand rechts-wisch-würdiges kam und dann konnte man von denen auch wieder 99% abziehen, weil ihre Nachrichten ungefähr so heiß waren, wie eine Januarnacht in Sibirien. Die legendärste Nachricht bisher bestand nur aus einem Wort: “Körper?” 

Aber dann war da so ein Kerl, der echt ganz nett aussah. Keine dummen Sprüche im Profil, keine Oberkörperfrei-Selfies. Seine Sätze quollen nicht vor Grammatikfehlern über und endeten auch nicht auf “Alter”. Nach meinem Körper hatte er sich bis dahin auch noch nicht erkundet. Ihr seht schon – die Messlatte hing verdammt hoch. 
Da war ich also. Optimistisch wie eh und je, in Erwartung meines ersten Tinder Dates. Einfach nur was Lockeres, was zusammen Trinken, sich hoffentlich gut unterhalten, das waren so meine kühnsten Erwartungen. Aber dann? 

Dann kam Paul… 

To  be  continued

Maike Fröhlingsdorf
Maike lebt in Köln, ist freie Texterin und ist alleinerziehende Mama von Louis. Bevor sie Mama wurde, reiste sie viel durch die Welt und verfasste Texte zum Thema interkulturelle Kommunikation. Hier schreibt sie über das Mama sein, ihr Leben als Alleinerziehende und damit einhergehende Klischees und Vorurteile.

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