Über Crafternoons im rosa Haus und Hello Kitty als Trauzeugin. Und ein neues Buch! Interview mit Andrea von Cute Cottage Overload

Von Published On: 6. Dezember 2018Kategorien: Mama, Portraits0 Kommentare

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Andrea Stolzenberger backt und craftet für uns auf ihrem Blog CuteCottageOverload. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie in einem rosa Haus in Solingen. Wenn sie nicht gerade umdekoriert, in der Küche experimentiert oder handarbeitet, überlegt Andrea, welches Thema sich für ihr nächstes Backbuch eigenen könnte. Denn wenn das Thema einmal steht, kommt das Drumherum wie von selbst. So ging es ihr zumindest mit ihrem jüngsten Werk: School of Baking. Das ist kein normales Backbuch. Aber bei Andrea ist kaum etwas normal. Wir trafen sie und ihren Mann Achim zum verrückten Book Launch auf Burg Solingen. Warum Hello Kitty bei ihrer Hochzeit dabei war und wo Andrea ihren Crazy Christmas Stuff besorgt, erzählte sie uns beim anschileßenden Plausch.

 

Liebe Andrea, wie geht’s dir, jetzt nach dem der Book Launch und der damit verbundene Stress und Trubel vorbei ist?

 

Es geht weiterhin rund. Weihnachten ist einfach meine Hauptgeschäftszeit. So ist das, wenn du backst. Im Januar verkaufst du kein Buch mehr, da will niemand backen. Im Sommer sowieso nicht. Im Oktober geht’s los und wenn du dann auch noch ein neues Buch veröffentlichst, ist es doppelt heftig. Was für die Eisdiele der Sommer ist, ist für mich die Weihnachtszeit. 

Es ist so schade, dass man nicht vorarbeiten kann. Du würdest vielleicht denken, im Sommer kann ich doch den Adventskalender vorbereiten. Aber wenn du da hockst, im Top, und draußen ist es warm, dann bist du einfach nicht in Stimmung und dann fällt dir auch nix zum Santa Claus ein. Ich brauche den Geruch von Lebkuchen und Zimt, und das geht im Sommer einfach nicht. 

Wie würde dich dein Mann Achim beschreiben?

 

Ich glaub, der hat immer Angst von den neuen Ideen, die bei mir ständig aufpoppen. Wahrscheinlich findet er mich schon toll, aber er hätte glaub ich auch nix dagegen, wenn es ein bißchen weniger Crazyness daheim gäbe. Er kann sich nie sicher fühlen. Es kann sein, dass morgen alles umgeschmissen wird und ich sag, etwas Unglaubliches ist mir heut Nacht eingefallen, alles andere war falsch, das müssen wir jetzt anders machen. Scheiß egal, wie viel Zeit wir schon investiert haben, das machen wir neu.

Ich will immer das Ultimative, das muss für mich perfekt sein. Und vielleicht ist er da manchmal ein bißchen brummig oder so.

 

Wie warst du als Teenager?

 

Schon immer crazy. Das Problem ist, dass ich Eltern hatte, die das nicht toll fanden. Ich hab immer Trouble daheim gehabt, denn meine Eltern konnten mich nicht verstehen. Mein Bruder ist sieben Jahre älter und so der typische Deutsche. Mit weißen Socken in den Sandalen und Schnauzbart. Wenn der mich sieht, versteht er mich nicht. Das war schon immer so. Er war aber immer der Vorzeigesohn und ich der Troublemaker. Dabei hab ich gar nichts Schlimmes gemacht. Ich hab mir die Haare gefärbt und bunte Klamotten genäht. Und alle sagten immer ’Sei doch endlich normal. Wieso willst du anders aussehen als die anderen?’ Ich war eigentlich immer unhappy. Wenn du dich immer unverstanden fühlst und nicht weißt, wo du hingehörst, ist es einfach schwierig. Wenn du der einzige Freak bist. Ich bin damals nur angeeckt. Dabei wollte ich einfach nur bunt und lustig sein. Ich war 15 und habe mir jeden Donnerstag die BRAVO gekauft. Ich wollte Haare haben wie Kajagoogoo, blond und schwarz zugleich. Und orangefarbene Hosen. Und das musste ich alles selber nähen. Internet gab’s nicht. Mein Leben hat eigentlich erst an dem Tag begonnen, an dem ich zur Modeschule ging. Da waren lauter Freaks und ich war endlich nicht mehr die Einzige.

 

Wie cool, dass du nicht dich hast kleinkriegen lassen.

 

Ja, wahrscheinlich. Ich find, wenn du so bist, kannst du das nicht unterdrücken. Irgendwann kommt’s dann einfach raus. Mit 27 hab ich erst die Modeschule besucht. Denn ich war ja brav und hab gemacht, was die Eltern sagen. Ich habe erst die kaufmännische Lehre beendet und in einem Büro gearbeitet.

 

Du bastelst und backst für dein Leben gern. Beides hältst du auf deinem Blog und in deinen Büchern in Wort und Bild fest. Was gab dazu den Anstoß?

 

Gebacken hab ich immer schon gern. Das ist das Einzige, was ich in meiner Kindheit richtig gut fand war, dass meine Mutter immer gebacken hat. Dass ich ausgerechnet das mitnehme, kann kein Zufall sein. 

Ich bin dann nach Köln gezogen und meine Freundin hatte so einen Schnickschnack Laden. Und bei der hab ich zu jeder Gelegenheit ein Kuchenbuffet im Laden angeboten. Dann kamen immer die Leute zum shoppen und schnabulieren und fragten nach den Rezepten. Und ich sagte immer, irgendwann mach ich mal ein Buch und dann kannst du das kaufen. 

Und dann hab ich einfach mal von Hand meine 10 Standardrezepte aufgeschrieben und das als gebundenes Heft verkauft. Das kannst du immer noch im Shop kaufen.

Und da kam die Idee, dieses Heft einfach mal ein paar Verlagen in Deutschland zu schicken und zu sagen, in der Form würden wir gern ein richtiges Buch veröffentlichen. Fanden natürlich aller Scheiße. Nur der Edel Verlag in Hamburg hat mir geschrieben, die hatten Interesse und wollten uns treffen. 

Das Einzige was die gesagt haben war, man muss es lesen können. Weil meine Handschrift nicht so toll ist. Ansonsten wollten wir aber alles selbst machen, die Fotos und das Layout. Und damit waren die einverstanden. So entstand mein erstes Buch „Backen mit Love“.

Andrea bei Instagram

 

Von Zeit zu Zeit bietest du sogenannte Crafternoon Sessions bei dir zu Hause an –was erwartet deine Besucher an diesen Nachmittagen?

 

An Weihnachten gibt es immer viele Termine, da kann ich nicht so ganz schwierige Projekte machen. Ich kann nichts Häkeln oder Stricken, weil das nicht alle können. Es muss etwas sein, was viele hinbekommen. Und Weihnachten möchten die immer gern backen, also backen wir was zusammen. Dieses Jahr basteln wir dann Cupcake Boxen. Die kannst du ausschneiden und zusammenkleben und oben durch die Öffnung kannst du dann die Mince Pies, die wir backen, reintun und mit nach Hause nehmen. 

Wenn die Gäste kommen, gibt’s erstmal einen Eierpunsch und ein Stück Kuchen. Das muss gut riechen, wenn die kommen, dann ist das so eine heimelige Wärme. Der Egg Punsch macht die dann ein bißchen locker und dann backen wir was und basteln und schnabulieren und dann reden wir noch. Und bevor die gehen gibt es noch salzige Waffeln mit Chili. 

Das wäre so ein Crafternoon. 

Mann muss aber schnell sein, denn die Termine sind meist innerhalb von Minuten ausverkauft.

 

School of Baking ist dein viertes Buch. Wie kamst du auf den Titel?

 

Wenn du alle vier Bücher vor dir siehst, ist jedes einzigartig auf seine Weise. Die Aufmachung und das Thema sind immer super special. Natürlich kannst du immer gleiche Bücher mit weißen Seiten raushauen. Mein Anspruch ist, es soll immer neu sein und was fürs Auge bieten. 

Auf die Schule sind wir gekommen, weil die Besucher nach unseren „Crafternoons“ nicht mehr heimgehen wollten. Die kommen um drei und es wird Abend und die gehen einfach nicht. Und fragen immer „hast du auch Fremdenzimmer“ und „es ist so schön hier, wir wollen nicht mehr heim gehen“. Und dann kam die Idee, das wie ein Internat aufzuziehen, bei dem die Schüler übernachten. Und wenn du das einmal hast, dann fällt dir natürlich ganz viel Schwachsinn ein. 

Blick ins Buch

 

Euer Heim ist eine eigene (Home-)Story wert: ihr wohnt in einem rosa Haus, dass aussieht, als hätte es einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Doch der Schein trügt: ihr habt das Haus neugebaut. Wie kam es dazu?

 

Ich war in meiner Stuttgarter Wohnung, noch bevor ich meinen Mann kennenlernte. Und ich hatte schon immer ein Prospekt von diesem Haus bei mir liegen, einem Fertighaus aus Schweden. Ich wollte irgendwann gerne so ein Haus haben. Ich fand das einfach so toll. Und du bist ja noch jung und hast kein Geld, aber du hast gehofft, wenn du mal ein Haus baust, dann würdest du gern so eins bauen. Und dann kam der Mann und dann ging es irgendwann ums Haus und dann konnte ich ihn überreden. Jetzt wohnen wir in einem rosa Haus.

 

 

Du bist großer Hello Kitty Fan, weshalb ihr sogar im Hello Kitty Museum in Japan geheiratet habt! Das ist ziemlich abgefahren und toppt vermutlich jede Hochzeit in Las Vegas. 

 

Das war so: irgendwann ist ja die Zeit, wo alle heiraten. Und dann fragen die „wollt ihr nicht auch mal heiraten?“. Klar wollten wir, aber wir wussten, wir wollen nicht die Kutsche, nicht die dreistöckige Torte, nicht die Kirche und nicht das weiße Kleid. Wir wussten nur, was wir nicht wollen. Und dann haben wir überlegt, was das Coolste und Aufregendste wäre, was wir machen können. Für uns war das ganz klar im Hello Kitty Puroland in Tokyo mit Hello Kitty auf der Bühne zu heiraten. 

Dann hab ich in Düsseldorf mit den Reisebüros verhandelt, aber keiner konnte das für uns umsetzen. Bis eine Freundin sagte, sie kenne jemanden, der eine Japanerin in Tokyo kennt, die Zeit hätte ins Hello Kitty Puroland zu gehen und mit den Typen vor Ort zu besprechen, ob sie eine Hochzeit dort möglich machen können. 

Die Hochzeit wurde dann minutiös geplant und es war unglaublich. Und die Japanerin ist mit uns anschließend noch aufs Standesamt gefahren, denn wir sprechen ja kein japanisch. Aber wir sind wirklich verheiratet! 

Es wusste übrigens niemand. Im allerengsten Kreis haben wir dieses Ding durchgezogen. Auf der Hello Kitty Showbühne geheiratet. Wir waren die ersten, die das gemacht haben. Im Nachhihein völlig unglaublich, dass wir das gemacht haben. Leider gab es damals noch nicht so cooles Equipment, weswegen der Film dazu nicht so toll geworden ist. 1996 war das.

 

 

Weihnachten steht vor der Tür. Was sind für dich die absoluten Deko Must-Haves in der Adventszeit?

 

Kann ich gar nicht runterbrechen. Kuchen gilt ja nicht als Deko, sonst hätt ich Kuchen gesagt. Es gibt für mich keine Must-Haves, weil ich immer was Neues brauche. Die Kugeln oder den Baum, das muss es alles nicht geben. Ich bin immer auf der Suche nach neuem Zeug. Es muss neu und anders sein. Ich bin da völlig offen. Wenn ich zwei Mal das gleiche mach, schlaf ich ein. Ich hab hier im November alles umgestellt und jetzt kann ich die Weihnachtsdeko auch völlig neu gestalten.

Ich browse dann durch meine Weihnachtsboxen und entscheide, was auf dem Dachboden bleibt, und was runter kommt. Der Mann weiß nicht, wie viel da ist, weil nie alles runter kommt und er nicht hoch geht. 

 

 

Wo shoppst du neues Weihnachts – Shi Shi?

 

Der beste Weihnachtssupplier ist TK Maxx, denn die haben die Sachen aus den USA und England. Butlers und Depot sind doch langweilig. Der TK Maxx kann schon mal überraschen. Da geh ich dann auch in alle Filialen im Umkreis. Der ultimative Tipp ist aber im November in die USA zu fliegen, denn da gibt’s die besten Sachen. Die sind die Könige der Weihnachtsdeko. Die Shops verschicken leider nicht nach Deutschland. 

Aber in Flip Flops und im Top die Weihnachtsdeko in Florida shoppen, das ist für mich das ultimative Xmas Shopping Erlebnis.

 

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School of Baking

Erschienen im ZS Verlag

19,99€

Mehr Infos über Andrea findest du auf ihrer Website oder bei Facebook und Instagram.

 

 

Fotos vom School Of Baking Book Launch: verenafotografiert.de

Alle anderen Fotos: CuteCottageOverload

Das Interview führte: Charlotte Hildebrand

Charlotte Hildebrand
2013 wurde ich Mama eines Mädchens und war damals im Alter von 29 die erste Mama in meinem engeren Freundeskreis. Glücklicherweise habe ich im Vorbereitungskurs zwei tolle, werdende Mamas kennengelernt. Wir konnten uns von Sekunde eins an bis heute über das Muttersein austauschen. Und das war für mich zehn Mal wichtiger als jeder Elternratgeber. 2016 kam ein zweites Mädchen dazu und beide fordern mich ebenso, wie sie mich unheimlich glücklich machen. Ich habe Media Management studiert und danach bei einem großen Musiklabel in Köln gearbeitet. Seit der Geburt meiner ersten Tochter bin ich selbstständige PR Frau, Online Marketing Consultant und Dozentin. Ich liebe es, Musik zu entdecken und auch selbst zu machen. Zu Hause geht das am besten am Klavier oder an der Gitarre und mit meiner Stimme. Kein Wunder also, dass auch meine Mädchen ständig ein Lied auf den Lippen haben.

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