Date my Mom Part V – …und doch gibt es einen Haken

Von Published On: 22. September 2020Kategorien: Alleinerziehend, Kolumne0 Kommentare

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…und doch gibt es einen Haken. Ich kann nur noch nicht genau sagen, was es ist. Bis jetzt ist es nur so ein Gefühl. Eigentlich ist er ja ziemlich perfekt. Riesig groß, schöne Augen, intelligent, sein Job macht ihn irgendwie auch noch mal extra-sympathisch und mit seiner Lehrer-Brille sieht er wirklich heiß aus. Von seinem Körper hatte ich mir als Sportlehrer zwar krassere Muskeln erhofft, aber hey, das ist jetzt Meckern auf hohem Niveau. Seine Wohnung ist auch ein dickes, fettes Plus. Nicht, weil die Wohnung an sich wichtig wäre, sondern eher wegen dem Zustand, in dem sie ist.

Hier ist es top aufgeräumt. Seine Bettwäsche ist kein hässliches Relikt aus den 70ern, dass er beim Auszug von Mama und Papa mitgenommen hat und seine dunkelgrauen Handtücher im ebenfalls sauberen Bad sind alle ordentlich aufeinander gefaltet und liegen nicht auf dem Boden rum oder sind ebenfalls doppelt so alt wie er und leicht angefressen. Ach ja, Leute, die Messlatte war schon echt low. Umso schöner ist es aber zu sehen, dass es auch Männer gibt, die ordentlich sein können. Seine Wohnung ist einfach so “erwachsen”. Ich liebe es und fühl mich hier echt mega wohl. 

Aber mit ihm? Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendetwas fehlt mir. Oder bin ich nach dem ganzen Psychoterror und mit der chinesischen Mauer, die ich um mich rum gebaut habe, bloß immer noch nicht bereit für was Neues? Wir treffen uns noch mal. Fahren zu einem Stand Up Comedy Gig. Der Comedian spricht davon, dass er das mit den Gefühlen und all der Romantik irgendwie nicht so gut kann. Fühl ich. Als ich an der Stelle, an der er erzählt, wie er ein “ich liebe dich” nahezu krampfhaft aus sich rauspressen muss und es dabei mehr nach Kotzen als nach Romantik klingt, laut lache, kneift Paul mich in die Seite, “das bist du”. Bin ich das? Ja, in vielen Situationen irgendwie schon. Meine Freunde haben mich früher bestimmt nicht ohne Grund “Stein” genannt. Wenn ich jemanden mag, sage ich eher “ich hasse dich”, als schon zu Beginn von großen Gefühlen, geschweige denn Liebe zu sprechen. Maximal würde es dann wie bei Robin aus How I Met Your Mother zu einem “Falafel” reichen.

Andererseits kann ich ja auch anders. Wenn ich mich denn mal für eine Beziehung entscheide, dann bin ich schon liebevoll und kuschel auch und so ein ekliges Zeug. Woran hapert es also bei Paul? Warum habe ich das Gefühl, es passt irgendwie nicht so richtig? Wir sind auf der Rückfahrt und ich denke gerade darüber nach, dass dieser Comedy Auftritt irgendwie schon den ersten Grund gehighlighted hat – ich bin tatsächlich nicht so der ultra-romantisch-klebrige lovey-dovey Typ, während er das scheinbar volle Kanne ist. “Bei dem Lied muss ich jetzt irgendwie immer an dich denken.”, hat er zuletzt noch über dieses Clueso-Lied vom letzten Balkon-Date geschrieben und es mir auch direkt als Link geschickt. Habs mir nicht angehört. War schon beim ersten Mal nicht so meins. Jetzt fahren wir von dem Comedian weg und er hantiert im Auto an seinem Handy rum, bis er gefunden zu haben scheint, was er gesucht hat – und schon ertönt durch die Boxen “Flugmodus” von Clueso.

Okay, also vielleicht bin ich jetzt etwas asi oder mit meinem Anti-Romantik-Gen auch einfach ein emotional latent verkrüppelter Otto, aber in dem Moment habe ich innerlich echt ein bisschen die Augen verdreht und mir gedacht “Ja juut Jung, das ist jetzt nicht UNSER LIED oder so, auch wenn du´s noch so oft spielst.” Irgendwie hatte das was Erzwungenes. Leider fand ich´s auch etwas drüber, an jeder roten Ampel rumknutschen zu wollen. Das war mir einfach too  much. Also ist das vielleicht der Grund? Vielleicht passen wir einfach nicht so gut zusammen? Sind zu unterschiedlich? Aber das ist doch eigentlich Quatsch. Mit anderen, echt schönen Beziehungen, die ich früher mal hatte, war es jetzt auch nicht so, als dass wir uns so wahnsinnig ähnlich gewesen wären. Man, vielleicht muss ich mich einfach nur mehr öffnen und drauf einlassen. Er ist doch eigentlich so perfekt. 

Dann schlägt die nächste Ampel vor uns auf Rot um. 
Er beugt sich wieder zu mir. 
Wir küssen uns.
Und dann weiß ich es plötzlich…

To be continued…

by Maike Fröhlingsdorf

 

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Maike Fröhlingsdorf
Maike lebt in Köln, ist freie Texterin und ist alleinerziehende Mama von Louis. Bevor sie Mama wurde, reiste sie viel durch die Welt und verfasste Texte zum Thema interkulturelle Kommunikation. Hier schreibt sie über das Mama sein, ihr Leben als Alleinerziehende und damit einhergehende Klischees und Vorurteile.

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