Date my Mom Part IX – „Der schöne Kerl ist Ben“

Von Published On: 25. Oktober 2020Kategorien: Alleinerziehend, Kolumne1 Kommentar

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Ben und ich kennen uns schon seit wir 16 sind und haben in den vergangenen 15 Jahren immer mal wieder miteinander rumgeknutscht. Mehr lief nie und das ist wahrscheinlich auch gut so. Ben ist auch so ein klassischer Paul-Fall. Gut aussehend, nicht auf den Kopf gefallen, allgemein nicht verkehrt. Ein „Es könnte so schön sein“-Fall. Nur, dass die Gefühle da eben einfach nicht mit spielen.
 
 
Wir freuen uns trotzdem immer, wenn wir uns sehen. Ben strahlt mich an. Diese Grübchen! 
Ich war nie eine von denen, die einen bestimmten „Typ“ hat, auf den sie steht. Groß, durchtrainiert – klar, wer steht da nicht drauf. Letzten Endes war das aber nie ausschlaggebend. Meine Ex-Freunde könnten sich genau genommen gar nicht unähnlicher sein. Von Tscheche und klein, über Afrikaner und groß (an verschiedenen Stellen) bis zu Alman mit Sixpack wie gemalt oder aber auch bis hin zu absoluten Reinfällen, die ich mir bis heute nicht erklären kann – das war das reinste Potpourri an männlichen Erscheinungen. Der einzige Nenner, bei denen, die mich wirklich catchen und was ich am attraktivsten finde, ist das Lächeln. Wenn mich das umhaut, dann werde ich schwach. Hat der Kerl dann noch Grübchen, ist eh alles vorbei. Rein optisch haut mich Ben damit jedes mal um. Nur ist da halt leider sonst nichts mehr. Ist schon komisch, wie das mit den Gefühlen zwischen zwei Menschen manchmal läuft. Da macht der Kopf einfach sein eigenes Ding und entscheidet gefühlt manchmal völlig willkürlich „den mag ich“ – oder eben auch nicht. Ben und ich umarmen uns. Ich habe gerade aber gar keine Lust, auf das übliche, leere Rumgeplänkel. Also verabschiede ich mich gleich wieder und ziehe mit Kauz weiter. 
 
Fast 2 Jahre kennen Kauzi und ich uns jetzt schon. Bis auf die letzten Monate haben wir aber eigentlich immer nur mal wieder sporadisch was zusammen gemacht. Umso krasser, wie nah wir uns irgendwie sind. „Das erste Mal zusammen gefeiert haben wir erst an meinem Geburtstag damals, als die Jungs aus meinem Studium mit dabei waren, weißt du noch? Davor kannten wir uns eigentlich kaum.“ Und selbst die Erinnerung daran, erscheint mir nicht so, als ob wir uns da gerade erst kennen gelernt hätten. Gefühlt waren wir einfach von Sekunde eins an schon dicke miteinander. Beide zu frech „for their own good“. Beide bisschen zu laut, bisschen zu irre, bisschen Aufmerksamkeitsneurose. Wenn ich zurück denke, dann hat es sich da schon nach Freundschaft angefühlt. „Oh Gott, an dem Abend hab ich doch mit diesem Studienkollegen von dir rumgeknutscht.“ „Ja, David.“, Kauz lacht und schüttelt den Kopf. „Was?“, frage ich ihn mit herausforderndem Blick, wissend, dass er mir jetzt wieder mal irgendwas gegen den Latz knallt. „Dich kann man auch keine Sekunde alleine lassen. Auf einmal dreh ich mich um und ihr hängt da aneinander.“ Ich lache. Da hätte er mich im Nachhinein gut und gerne von abhalten können. Der Typ war so weird, das hätte man sich echt sparen können. 
 
„Sollen wir noch weiter ziehen?“ Wohin denn? Dank Corona kann man doch sowieso nix machen. Wir entscheiden uns für weitere Drinks und Deep Talk auf dem Balkon. Und für Schallplatten. Mit Musik, die keiner kennt. Weil Kauz nun mal 83 Jahre alt ist. Seine Wohnung hingegen ist so eine Mischung aus zu alt und zu jung. Küche und Bad wie von nem Student, Rest der Wohnung Deluxe-Ausstattung an Musik- und Arbeitsequipment. Tausende Zeichnungen auf seinem Schreibtisch und selbstgemalte Bilder an den Wänden. Wenn Kauz zeichnet, ist er wie in seiner eigenen Welt. Die meisten Zeichnungen sind irgendwelche Auto-Entwürfe. Ist schon cool, wenn man so ein Talent hat. Seine Auswahl an Stiften lässt sogar bei mir als Schreiberling etwas Neid aufkommen. Dreht man sich von diesem kreativen Chaos allerdings um, starrt man in das blanke Grauen – seine Hawaii-Hemden-Sammlung. „Kauz, wat stimmt mit dir nicht?“ Er mag ja denken, dass er darin wie Magnum aussieht, für mich ist es eher eine Jürgen-von-der-Lippe-Gedächtnis-Kollektion, die gar nicht geht. Aber süß, wie er die Lappen immer verteidigt. Wir setzen uns auf den Balkon, reden, reden und reden und trinken dabei echt viel zu viel. Als Kauz reingeht, um die Platte umzudrehen, überlege ich eigentlich schon zu gehen, weil es mittlerweile echt spät geworden ist. Aber mein Kopf ist viel zu platt, mein Körper zu schlapp. Ich lege mich auf Kauz Bett. Ganz kurz nur. Nur kurz etwas ausruhen. Kauz lacht, als er mich zusammengerollt auf seinem Bett liegen sieht. „Komm mach nicht schlapp, Blondie.“ Ich lächle, bleibe aber noch liegen, als er wieder auf den Balkon geht, bis…
 
To be continued…
 
Maike Fröhlingsdorf
Maike lebt in Köln, ist freie Texterin und ist alleinerziehende Mama von Louis. Bevor sie Mama wurde, reiste sie viel durch die Welt und verfasste Texte zum Thema interkulturelle Kommunikation. Hier schreibt sie über das Mama sein, ihr Leben als Alleinerziehende und damit einhergehende Klischees und Vorurteile.

Kommentare

  1. Avatar
    Bernd Kemen 23. Mai 2023 at 1:05 PM

    Gelungene Description dieser Kinderbücher; gut geschrieben, – gefällt mir!

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